Institut für Volkskunde
der Kommission für bayerische Landesgeschichte
bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften
Prof. Dr. Daniel Drascek
Dr. Gabriele Wolf
Barer Straße 13
80333 München
Telefon 089 515561 3
Telefax 089 515561 41
post(at)volkskunde.badw.de
http://volkskunde.kbl.badw.de
Das Volksmusikarchiv ist Teil der archivalischen Sammlungen des Instituts für Volkskunde der Kommission für bayerische Landesgeschichte bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Seine Bestände umfassen handschriftliche und gedruckte Noten und Liedtexte sowie Tonträger, darunter Aufnahmen aus Feldforschungen. Die Materialien stammen aus dem gesamtbayerischen Raum und benachbarten Regionen und überspannen einen Zeitraum von der zweiten Hälfte des 18. bis zum 20. Jahrhundert. Eine Abteilung der Präsenzbibliothek des Instituts für Volkskunde ist der populären Musikkultur gewidmet. Volksmusikarchiv und Bibliothek sind in Datenbanken erschlossen. Das Institut veröffentlicht die Schriftenreihe "Quellen und Studien zur musikalischen Volkstradition in Bayern".
Die Sammlungen zur Volksmusik am Institut für Volkskunde und seinen Vorläufer-Organisationen beginnen im ersten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts. Bereits in der vom Münchner Verein für Volkskunst und Volkskunde 1908/09 bayernweit durchgeführten volkskundlichen Umfrage wurde gefragt nach: „Volksliedern (womöglich mit Melodie), Handwerks-, Kirchen-, Ernte-, Mägde, Soldaten-, Liebes-, Spott-, Scherzlieder. Lieder für besondere Anlässe, Jahreszeiten, Handwerkssprüche, Jägersprüche und Schreie. Kinderlieder: Wiegen-, Reitliedchen“.
In den späten 1930er Jahren sollte an der Bayerischen Landesstelle für Volkskunde die Volksmusikforschung neu belebt werden. Beteiligt waren die Professoren Kurt Huber (1893-1943) und Max Böhm (1889-1965). Huber sollte ein geplantes „Landschaftsarchiv für Volksmusik in Bayern“ leiten, Böhm eine geplante „Fachabteilung für Volkslied und Volksmusik“.
In der Nachkriegszeit betreute Max Böhm die musikalische Abteilung der Bayerischen Landesstelle für Volkskunde ehrenamtlich bis 1962 weiter. Nach langjährigen Bemühungen gelang es schließlich im Jahr 1972, am Institut für Volkskunde ein Referat für Musik-, Lied- und Tanzforschung einzurichten das die Aufgabe hatte, ein Archiv für traditionelle Musikkultur in Bayern zu schaffen.
Das Volksmusikarchiv enthält rund 500 Liedhandschriften und etwa 800 Musikhandschriften und Notendrucke, entweder im Original oder als Reproduktion. Sie überspannen einen Zeitraum von der zweiten Hälfte des 18. bis zum 20. Jahrhundert. Ferner werden etwa 170 Nachlässe von Musikern, Musikkapellen und Musikwissenschaftlern aufbewahrt. Dazu kommen rund 300 Schallplatten. Aus Feldforschungen von Wolfgang Mayer (geb. 1944) in Franken, Schwaben und Altbayern seit den 1970er Jahren existieren über 450 Tonbänder.
Einen thematischen Schwerpunkt des Volksmusikarchivs bilden Materialien zum Volkstanz: Dazu gehören unter anderem 400 Notenbücher mit Tanzmelodien aus dem Nachlass des Regensburger Musikethnologen Prof. Felix Hoerburger (1916-1997), eine daraus erstellte Sammlung von Zwiefachen mit 10.000 Melodien, eine umfangreiche Kartei von bayerischen Tanzmelodien und Tanzformen sowie eine Spezialbibliothek zum Volkstanz in aller Welt.
Auch andere Archivbestände des Instituts für Volkskunde enthalten Materialien zur Volksmusik, so zum Beispiel die Unterlagen der volkskundliche Umfrage in Bayern 1908/09, der Atlas der deutschen Volkskunde aus den 1930er Jahren sowie die Kartei zur archivalischen Quellenforschung über die Frühe Neuzeit, die Dr. Hans Moser (1903-1990) und Prof. Dr. Karl-Sigismund Kramer (1916-1998) erarbeiteten.
Ergänzt werden die archivalischen Materialien durch eine Volksmusik-Bibliothek mit rund 4.000 Büchern, Broschüren und Zeitschriften; Schwerpunkte bilden hier Liederbücher und Bücher zu traditionellen Tänzen („Tanzbibliothek Hoerburger“).